Einleitung
Der Anbau von photoperiodischem Cannabis ist eine der anspruchsvollsten und zugleich lohnendsten Methoden, um hochwertige Cannabispflanzen zu kultivieren. Diese Art des Anbaus erfordert ein tiefes Verständnis der biologischen Prozesse der Pflanze, insbesondere in Bezug auf den Lichtzyklus, der das Wachstum und die Blüte steuert. In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du alles, was du über photoperiodisches Cannabis wissen musst – von den Grundlagen über die Wahl der richtigen Sorte bis hin zu den optimalen Anbaumethoden für Indoor- und Outdoor-Settings.
Was ist photoperiodischer Cannabis?
Photoperiodischer Cannabis ist eine Pflanze, deren Wachstums- und Blütephase stark vom Verhältnis von Licht und Dunkelheit abhängt. Während der Wachstumsphase benötigt die Pflanze etwa 16 bis 18 Stunden Licht und 6 bis 8 Stunden Dunkelheit. Sobald sich das Verhältnis auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit ändert, tritt die Pflanze in ihre Blütephase ein. Dieses Verhalten entspricht dem natürlichen Zyklus der Pflanze, die im Spätsommer und Herbst blüht, wenn die Tage kürzer werden.
Vorteile des photoperiodischen Anbaus
Photoperiodische Cannabispflanzen bieten Growern eine Reihe von Vorteilen, die sie zu einer bevorzugten Wahl für viele professionelle Anbauer machen:
- Kontrolle über das Wachstum: Durch die Manipulation des Lichtzyklus können Grower das vegetative Wachstum verlängern, um größere Pflanzen und höhere Erträge zu erzielen.
- Höhere Erträge: Photoperiodische Pflanzen haben das Potenzial, größere Erträge zu liefern, da sie mehr Zeit für die Entwicklung haben.
- Eignung als Mutterpflanzen: Diese Pflanzen können über Jahre hinweg als Mutterpflanzen verwendet werden, um genetisch identische Klone zu erzeugen.
- Wiederholte Ernte: Nach der Ernte können photoperiodische Pflanzen erneut in die vegetative Phase zurückgeführt und erneut geerntet werden.
Unterschiede zu autoflowering Cannabis
Im Gegensatz zu photoperiodischem Cannabis blühen Autoflowering-Pflanzen unabhängig vom Lichtzyklus. Sie beginnen automatisch zu blühen, etwa 3 bis 4 Wochen nach der Keimung. Während Autoflowering-Pflanzen schneller und einfacher zu handhaben sind, bieten sie im Vergleich zu photoperiodischen Pflanzen oft geringere Erträge und weniger Kontrolle über den Wachstumsprozess.
Vorteile von Autoflowering-Pflanzen:
- Schnelle Ernte: Autoflowering-Pflanzen sind in der Regel innerhalb von 8 bis 10 Wochen nach der Keimung erntebereit.
- Einfache Handhabung: Da der Lichtzyklus keine Rolle spielt, sind sie besonders für Anfänger und Grower mit begrenztem Platzangebot geeignet.
Nachteile im Vergleich zu photoperiodischem Cannabis:
- Geringere Erträge: Autoflowering-Pflanzen bleiben in der Regel kleiner und liefern geringere Erträge.
- Weniger Kontrolle: Da sie automatisch blühen, können Grower den Zeitpunkt der Blüte nicht beeinflussen.
Lebenszyklus einer photoperiodischen Cannabispflanze
Der Lebenszyklus einer photoperiodischen Cannabispflanze gliedert sich in zwei Hauptphasen: die vegetative Phase und die Blütephase.
Vegetative Phase
In der vegetativen Phase konzentriert sich die Pflanze auf das Wachstum von Wurzeln, Stängeln und Blättern. Diese Phase kann beliebig lange verlängert werden, solange die Pflanze mindestens 16 Stunden Licht pro Tag erhält. In dieser Phase ist es wichtig, der Pflanze ausreichend Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, zuzuführen, um ein starkes und gesundes Wachstum zu fördern.
Wichtige Punkte in der vegetativen Phase:
- Licht: Mindestens 16-18 Stunden Licht pro Tag.
- Nährstoffe: Hoher Stickstoffbedarf.
- Training: Techniken wie Topping und Low-Stress-Training (LST) können angewendet werden, um das Wachstum der Pflanze zu steuern.
Blütephase
Die Blütephase beginnt, wenn die Lichtstunden auf 12 pro Tag reduziert werden. In dieser Phase bildet die Pflanze Blüten (Knospen), die das THC und andere Cannabinoide enthalten. Die Blütephase dauert in der Regel 8 bis 12 Wochen, je nach Sorte und Anbaubedingungen.
Wichtige Punkte in der Blütephase:
- Licht: 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit pro Tag.
- Nährstoffe: Erhöhter Bedarf an Phosphor und Kalium zur Unterstützung der Blütenbildung.
- Temperatur: Idealerweise zwischen 18 und 24 Grad Celsius, um die Terpen- und Cannabinoidproduktion zu maximieren.
Indoor-Anbau von photoperiodischem Cannabis
Der Indoor-Anbau bietet die größte Kontrolle über die Wachstumsbedingungen und ermöglicht es Growern, das ganze Jahr über mehrere Ernten zu erzielen. Hier sind die wichtigsten Überlegungen für den Indoor-Anbau von photoperiodischem Cannabis.
Notwendige Technik
Für den Indoor-Anbau sind verschiedene technische Hilfsmittel erforderlich, um optimale Bedingungen für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
- Beleuchtung: LED- oder NDL-Lampen bieten die erforderliche Lichtintensität für die verschiedenen Wachstumsphasen.
- Ventilation: Ein gutes Ventilationssystem sorgt für ausreichende Luftzirkulation und verhindert Schimmelbildung.
- Abluftsystem: Kontrolliert die Luftfeuchtigkeit und versorgt die Pflanzen mit frischer Luft.
- Anbauzelt: Schützt die Pflanzen vor äußeren Einflüssen und reduziert den Geruch.
- Messgeräte: Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmesser sind unverzichtbar, um die Umgebungsbedingungen genau zu überwachen.
Wichtige Faktoren für den Indoor-Grow
Um eine erfolgreiche Ernte zu erzielen, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden:
- Temperatur: Die ideale Temperatur liegt zwischen 18 und 26 Grad Celsius.
- Luftfeuchtigkeit: Diese sollte während der vegetativen Phase bei etwa 60-70 % und während der Blütephase bei 40-50 % liegen.
- PH-Wert des Gießwassers: Ein pH-Wert von 6,2 bis 6,3 ist optimal, um die Nährstoffaufnahme der Pflanze zu gewährleisten.
- Lichtdistanz: Die Lampen sollten in der vegetativen Phase etwa 40-60 cm und in der Blütephase 30-40 cm von den Pflanzenspitzen entfernt sein.
Outdoor-Anbau von photoperiodischem Cannabis
Der Outdoor-Anbau ist die kostengünstigste Methode, um photoperiodisches Cannabis anzubauen. Hier sind die wichtigsten Überlegungen für den Outdoor-Anbau.
Standortwahl und Umgebungsbedingungen
Ein sonniger Standort mit guter Bodenqualität ist entscheidend für den Outdoor-Anbau. Die Pflanzen benötigen mindestens 6 Stunden direktes Sonnenlicht pro Tag, und der Boden sollte gut durchlässig und nährstoffreich sein.
Tipps für den Outdoor-Anbau:
- Wahl des richtigen Standorts: Stelle sicher, dass der Standort gut belüftet ist und vor starken Winden geschützt liegt.
- Schutz vor Schädlingen: Verwende Netze oder natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel, um deine Pflanzen vor Insekten und Tieren zu schützen.
- Bewässerung: Achte darauf, dass die Pflanzen ausreichend Wasser erhalten, aber nicht übergossen werden. Ein Tropfbewässerungssystem kann hier hilfreich sein.
Rechtliche Überlegungen beim Outdoor-Anbau
Es ist wichtig, sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen in deiner Region zu informieren. Stelle sicher, dass deine Pflanzen nicht von Unbefugten, insbesondere Kindern, erreicht werden können. In Mehrfamilienhäusern ist der Anbau auf Balkonen oder in Gemeinschaftsgärten oft problematisch.
Photoperiodische Sortengenetik
Photoperiodische Cannabissorten sind in einer Vielzahl von genetischen Ausprägungen erhältlich, die unterschiedliche Anbaubedingungen und Endprodukte bieten. Hier sind einige der wichtigsten genetischen Unterscheidungen:
Sativa-dominante Sorten
Sativa-dominante Sorten sind für ihre energetischen und kreativen Effekte bekannt. Sie benötigen in der Regel eine längere Blütezeit und eignen sich besser für den Outdoor-Anbau in warmen Klimazonen.
- Blütezeit: 10-14 Wochen.
- Wuchshöhe: Diese Pflanzen können sehr groß werden, was sie ideal für Outdoor-Grows macht.
- Effekte: Zerebrale und energetische Wirkung, ideal für den Tagesgebrauch.
Indica-dominante Sorten
Indica-dominierte Sorten bieten ein entspannendes körperliches High und sind ideal für den Indoor-Anbau, da sie kompakter wachsen und eine kürzere Blütezeit haben.
- Blütezeit: 8-9 Wochen.
- Wuchshöhe: Kompakte und buschige Pflanzen, ideal für begrenzte Platzverhältnisse.
- Effekte: Körperliche Entspannung, ideal für den Abendgebrauch.
Hybride Sorten
Hybride Sorten kombinieren die besten Eigenschaften von Sativa und Indica und bieten eine ausgewogene Mischung aus geistigen und körperlichen Effekten.
- Blütezeit: 9-10 Wochen.
- Wuchshöhe: Variabel, je nach genetischer Zusammensetzung.
- Effekte: Ausgewogenes High, geeignet für verschiedene Anbau- und Konsumbedingungen.
Besondere Herausforderungen beim Anbau von photoperiodischem Cannabis
Der Anbau von photoperiodischem Cannabis ist anspruchsvoll und erfordert besondere Sorgfalt in bestimmten Bereichen:
Lichtverschmutzung vermeiden
Photoperiodische Pflanzen benötigen ununterbrochene Dunkelheit während der Blütephase. Lichtverschmutzung, etwa durch Straßenlaternen, kann den Blüteprozess stören und zu unerwünschten Ergebnissen führen, wie z.B. Zwitterbildung oder verlängerten Wachstumsphasen.
Schutz vor Witterungseinflüssen
Besonders beim Outdoor-Anbau ist es wichtig, die Pflanzen vor extremen Wetterbedingungen zu schützen. Starke Winde, Hagel oder plötzliche Temperaturschwankungen können erhebliche Schäden verursachen. Ein Gewächshaus oder eine einfache Überdachung kann hier Abhilfe schaffen.
Fazit: Photoperiodisches Cannabis erfolgreich anbauen
Photoperiodisches Cannabis bietet erfahrenen Growern eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Wachstum und die Ernte ihrer Pflanzen zu maximieren. Durch die richtige Wahl der Sorte, die Kontrolle der Wachstumsbedingungen und die Vermeidung von typischen Fehlern kannst du qualitativ hochwertige Ernten erzielen, die deinen Ansprüchen gerecht werden.
Obwohl der Anbau von photoperiodischem Cannabis anspruchsvoller ist als der von Autoflowering-Pflanzen, bieten die höheren Erträge, die Kontrolle über den Wachstumszyklus und die Möglichkeit, Mutterpflanzen zu kultivieren, klare Vorteile. Mit der richtigen Planung und Ausführung kannst du die Herausforderungen des photoperiodischen Anbaus meistern und erstklassiges Cannabis produzieren.