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Hermaphroditismus bei Cannabispflanzen: Erkennen, Vermeiden und Nutzen

Was ist Hermaphroditismus?

Hermaphroditismus bei Cannabispflanzen, auch Zwittrigkeit genannt, beschreibt das Phänomen, dass eine Pflanze sowohl männliche als auch weibliche Blüten produziert. Dies kann sowohl genetische als auch umweltbedingte Ursachen haben und stellt eine Herausforderung für professionelle Cannabisanbauer dar. Zwittrige Pflanzen können die Qualität und den Ertrag einer Ernte erheblich beeinträchtigen, da die männlichen Blüten Pollen freisetzen und die weiblichen Blüten bestäuben, was zur Samenbildung führt. Diese Samenbildung reduziert die Potenz und den Ertrag der weiblichen Blüten erheblich.

Ursachen für Hermaphroditismus

Genetik

Die genetische Veranlagung ist eine der Hauptursachen für Hermaphroditismus. Ursprünglich waren alle Cannabispflanzen einhäusig, das heißt, sie produzierten sowohl männliche als auch weibliche Blüten an derselben Pflanze. Mit der Zeit haben Züchter die Pflanzen selektiv gezüchtet, um zweihäusige Pflanzen zu erhalten, die entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten produzieren. Dennoch tragen viele Cannabissorten rezessive zwittrige Gene in sich, die unter bestimmten Bedingungen aktiviert werden können.

Umweltstress

Umweltstress ist ein weiterer häufiger Auslöser für Hermaphroditismus. Faktoren wie extreme Temperaturen, unregelmäßige Lichtzyklen, Über- oder Unterwässerung und Schädlingsbefall können dazu führen, dass Pflanzen zwittrige Blüten entwickeln. Die Pflanzen reagieren auf diese Stressfaktoren, indem sie männliche Blüten produzieren, um sich selbst zu bestäuben und so ihr Überleben zu sichern.

Anbaubedingter Stress

Ein unsachgemäßer Umgang mit den Pflanzen kann ebenfalls zu Hermaphroditismus führen. Überdüngung, ein falscher pH-Wert des Bodens oder der Nährlösung sowie mechanische Schäden durch unsachgemäßes Beschneiden oder Umpflanzen können Stress verursachen, der die Pflanzen zur Zwittrigkeit veranlasst. Eine reine afghanische Genetik beispielsweise hat nur einen minimalen Wasserbedarf. Wenn diese in einem regnerischen Gebiet angebaut wird, zeigt sie normalerweise Anzeichen von Hermaphroditismus.

Überreife

Pflanzen, die über ihre normale Reifezeit hinaus blühen, neigen dazu, männliche Blüten zu produzieren. Dies ist eine natürliche Überlebensstrategie, um sicherzustellen, dass sie sich selbst bestäuben können, wenn keine Befruchtung durch andere Pflanzen erfolgt ist. Überreife kann bei bis zu 90 % der aktuellen kommerziellen Cannabissorten auftreten.

Chemische Einflüsse

Bestimmte chemische Substanzen können das Geschlecht von Cannabispflanzen verändern. Beispielsweise kann Silberthiosulfat (STS) oder kolloidales Silber verwendet werden, um feminisierte Samen zu erzeugen, indem die Ethylenproduktion unterdrückt wird, was zur Bildung männlicher Blüten führt. Pflanzen, deren Geschlecht durch solche chemischen Mittel geändert wurde, sind technisch gesehen keine echten Zwitter, da sie keine weiblichen Blüten mehr produzieren, wenn sie einmal männliche Blüten entwickelt haben.

Arten von Hermaphroditismus

Echte Zwitter

Echte Zwitter entwickeln gleichzeitig männliche und weibliche Blüten an verschiedenen Teilen der Pflanze. Diese sind leichter zu identifizieren, da die Pollensäcke früh sichtbar sind. Bei echten Hermaphroditen sind die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane klar voneinander getrennt.

Gemischtgeschlechtliche Pflanzen

Diese Pflanzen entwickeln männliche Blütenorgane innerhalb weiblicher Blüten. Diese sogenannten „Bananen“ sind schwieriger zu erkennen, da sie oft tief in den Blüten verborgen sind. Diese gemischtgeschlechtlichen Zwitter sind besonders problematisch, da sie die Ernte unerwartet bestäuben können, was zu einem signifikanten Verlust an Qualität und Ertrag führt.

Erkennung und Umgang mit Hermaphroditismus

Frühe Erkennung

Die frühzeitige Erkennung von Hermaphroditismus ist entscheidend, um die negativen Auswirkungen auf die Ernte zu minimieren. Regelmäßige Kontrolle der Pflanzen ist hierbei unerlässlich. Besonders die Nodi (Knotenpunkte), an denen die Zweige auf den Hauptstamm treffen, sollten auf Anzeichen von Pollensäcken oder „Bananen“ überprüft werden.

Entfernung der männlichen Blüten

Falls nur wenige männliche Blüten vorhanden sind, können diese vorsichtig mit einer Pinzette entfernt werden. Es ist wichtig, die Pflanze weiterhin zu überwachen, um sicherzustellen, dass keine weiteren männlichen Blüten erscheinen. Diese Methode kann effektiv sein, um den Schaden zu minimieren, allerdings erfordert sie eine kontinuierliche Überwachung.

Nutzung zwittriger Pflanzen

Falls eine Pflanze stark zwittrige Merkmale zeigt, sollte sie aus dem Anbauraum entfernt werden, um eine ungewollte Bestäubung zu verhindern. Diese Pflanzen können jedoch weiterhin für Extraktionen oder zur Herstellung von Topicals verwendet werden. Beispielsweise kann aus den zwittrigen Pflanzenmaterialien BHO-Extrakt oder alkoholbasierte Tinkturen hergestellt werden, wodurch die Pflanze trotz ihrer Zwittrigkeit noch einen Nutzen hat.

Vermeidung von Hermaphroditismus

Optimale Anbaubedingungen

Um Hermaphroditismus zu vermeiden, sollten optimale Anbaubedingungen sichergestellt werden. Dies beinhaltet eine gleichmäßige Lichtverteilung, stabile Temperaturen, angemessene Bewässerung und eine sorgfältige Nährstoffversorgung. Vermeide extreme Schwankungen und halte die Pflanzen stressfrei. Die Tagestemperatur sollte idealerweise bei etwa 24 °C und die Nachttemperatur bei etwa 18 °C liegen.

Auswahl der Genetik

Die Wahl stabiler und bewährter Cannabissorten kann das Risiko von Hermaphroditismus minimieren. Investiere in hochwertige Samen von vertrauenswürdigen Züchtern, die für ihre genetische Stabilität bekannt sind. Feminisierte Samen, die zu etwa 99 % weibliche Pflanzen hervorbringen, sind besonders zu empfehlen.

Stressmanagement

Achte darauf, stressige Praktiken wie unsachgemäßes Beschneiden, Umpflanzen oder drastische Veränderungen in der Umgebung zu vermeiden. Ein gesundes und kontrolliertes Anbaumanagement reduziert die Wahrscheinlichkeit von Hermaphroditismus erheblich. Halte dich streng an die Photoperiode und beleuchte deine Pflanzen nie während des Dunkelzyklus.

Nutzung männlicher Cannabispflanzen

Zucht

Männliche Cannabispflanzen können zur Zucht verwendet werden, um neue Sorten zu entwickeln. Durch gezielte Bestäubung können neue genetische Merkmale in die Pflanzen eingebracht werden, was zur Schaffung robuster und widerstandsfähiger Sorten führt.

Extrakte und Edibles

Obwohl männliche Pflanzen weniger Cannabinoide enthalten, können sie dennoch zur Herstellung von Extrakten und Edibles verwendet werden. Die Blätter und Stängel der männlichen Pflanzen enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die extrahiert und weiterverarbeitet werden können. Dies ist besonders nützlich, wenn du viele Pflanzen hast und das Pflanzenmaterial sinnvoll nutzen möchtest.

Entsaften

Die Blätter und Stängel der männlichen Pflanzen können entsaftet werden, um einen nährstoffreichen Saft herzustellen. Dieser Saft kann als Nahrungsergänzungsmittel konsumiert werden und bietet eine gesunde Alternative zur Entsorgung der Pflanzen.

Fazit

Hermaphroditismus ist ein Phänomen, das sowohl durch genetische als auch durch umweltbedingte Faktoren verursacht werden kann. Durch regelmäßige Kontrolle, optimale Anbaubedingungen und das richtige Management können professionelle Cannabisanbauer das Risiko von Hermaphroditismus minimieren und die Qualität ihrer Ernte sicherstellen. Falls zwittrige Pflanzen auftreten, gibt es dennoch Möglichkeiten, diese sinnvoll zu nutzen und die Ernte nicht vollständig zu verlieren. Mit dem richtigen Wissen und Vorgehen können professionelle Cannabisanbauer erfolgreich hochwertigen und potenten Cannabis produzieren.

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